Umbaubeschreibung JHM-Schienen nach fiNescale



Wie alle, die dieses Hobby betreiben, so habe auch ich viel zu wenig Zeit, die vielen vorhandenen Vorstellungen auch wirklich umzusetzen. Zu allem Überfluss haben mich die Ideen von Jens schon sehr lange begeistert allerdings habe ich eben aus diesen beschränkten zeitlichen Möglichkeiten heraus beschlossen, zwar Code 40 Gleis zu verwenden aber zunächst fertiges Non-fiNescale Material von Herrn Haubrich (JHM) zu verbauen.


Kaum waren alle Gleise auf meinem Modul „Wasserburg am Inn“ verlegt (verklebt...), kam die Überzeugung zurück, doch alles auf fiNescale umzurüsten. Das investierte Geld sollte allerdings nicht ohne Weiteres „in die Tonne“ wandern. Daher versuchte ich es mit dem Umbau der vorhandenen Weichen – alle anderen Schienen sind ohnehin unkritisch. Nachfolgend also meine Erfahrungen in Form einer einfachen Anleitung.


Nach dem Vermessen der Weichen stellte ich fest, dass eigentlich alles stimmte bis auf die auf NEM ausgelegten Herzstücke und Radlenker. Vorsichtiges Abfahren aller kritischen Bereiche mit einem vorbereiteten fiNescale Fahrgestell (sehr kurzes Drehgestell) gab darüber hinaus Sicherheit, dass nach dem Umbau alles passen müsste.





Darüber hinaus musste der Aufbau des Materials, insbesondere auch im Bereich des Herzstücks der Weichen erstmal klar sein (Bild 1 zeigt eine bereits lackierte Weiche):


Die Schwellen sind aus Echtholz (schöner optischer Effekt)

Die Schienen sind auf das Holz vulkanisiert

Im Bereich des Herzstücks/der Radlenker ist ein sehr dünnes Blech auf das Holz vulkanisiert, auf das alle Teile des Herzstücks gelötet sind. An dieses Blech ist von unten ein Kabel gelötet, dass der Stromversorgung dient.



Die Stromversorgung ist hier etwas anders als bei den Selbstbauweichen von Jens. Das Blech versorgt also vollständig den grünen Bereich.


Im ersten Schritt müssen die Flügelschienen von besagtem Blech entfernt werden. Die Schienen, die zum Herzstück führen und das Herzstück selbst bleiben unberührt. Zum Entfernen hat sich ein Lötkolben mit BREITER Spitze bewährt und etwa 300°-350° Temperatur. Die Schienen lösen sich nicht ganz einfach ab, man braucht etwas Geduld und evtl. eine starke Pinzette oder besser eine kleine Spitzzange! Vorsicht: Zu starker Druck/Zug führt beim immer wieder überraschenden Lösen entweder zum Abreissen anderer benachbarter Schienen oder zum Abreissen des Trägerblechs. Letzteres wird sich auf jeden Fall verschieben aber das ist später einfach zu korrigieren.




Es hat sich bewährt, die Flügelschienen wie gezeigt mit Nadeln zur Seite hin zu fixieren, um den nötigen Platz zum Arbeiten zu schaffen. Nun kann die im Bild gut sichtbare Blechplatte ausgerichtet werden – je 9mm Spurweite von der Herzstück-Spitze zur jeweiligen Backenschiene. Evtl. schliesst das eine Reinigung des Blechs ein (Lötrückstände, evtl. Farbreste vom vorherigen Lackieren etc.)



Im nächsten Schritt werden die Flügelschienen ausgerichtet. Ich habe i.d.R. mit der geraden angefangen – das scheint einfacher. Dabei wird die jeweilige Flügelschiene gerade über das Herzstück hinaus mit kleinen Flachzangen ausgerichtet. Danach braucht es den neuen Knick nach fiNescale-Massen wie im nächsten Bild zu sehen.


Nach dem Ausrichten wird die Flügelschiene auf das Trägerblech aufgelötet. Hilfreich hat sich SMD Paste erwiesen, ohne Hilfsmittel geht es nicht. Man wird feststellen, dass das Blech nach dem Auflöten breiter ist als benötigt – war ja für NEM gemacht. Ich habe versucht, dass Blech vorher schmaler zu machen – erfolglos. Entweder verbiegt es sich unbrauchbar oder man muss es zum Verkleinern vollständig ausbauen oder ganz ersetzen. Im eingebauten (verklebten) Zustand war mir das zu riskant aber vielleicht empfiehlt sich das im noch nicht eingebauten Zustand. Ich habe daher nach dem Auflöten mit dem Skalpel die Schwellen-Zwischenräume etwas frei geräumt – den Rest besorgen Farbe und das Einschottern hinterher. Optisch fällt es jedenfalls auch so kaum auf, solange man keine Makro-Aufnahmen dieses Bereiches erstellt.


Die runde Flügelschiene wird im Radius 1180mm entsprechend gebogen – tja, im eingebauten Zustand alles andere als einfach. Hier hilft eigentlich nur Augenmass (Zeit lassen) und ein bisschen die Schablonen von Jens. Interessanter Weise war die Ausrichtung nachher nie ein Problem, die Spurweiten stimmten hinter her mit kleinen, einfach korrigierbaren Abweichungen immer. Herr Haubrich baut 1:7.5 Weichen, d.h. der Radius der Abzweigs geht bis zum Herzstück und läuft mit der Spitze beginnend gerade heraus!


Wichtig ist, dass man zunächst die eine Richtung verlötet, bevor man mit der zweiten anfängt. Ständiges Messen und Fahrversuche für jede Richtung bestätigen, ob alles richtig verlötet ist. Jetzt kann man noch problemlos korrigieren!! Ausserdem fixiert die erste Richtung auch das Trägerblech, so dass die zweite Richtung einfacher aufzulöten ist.



Letzter Schritt ist das Ersetzten der Radlenker. Entweder löst man das gesamte Blech der Radlenker unter der Backenschiene heraus (heikel) oder man zieht - wie im Bild zu sehen – mit Hilfe einer Zange den Radlenker einfach ab (Backenschiene zum Stützen mit Finger oder Werkzeug etwas festhalten). Damit bleibt genügend Blech nach dem Versäubern am Boden, um die neuen Radlenker dort anzulöten. In diesem Strom-mässig wichtigen Bereich führen auf diese Weise die Radlenker auch Strom und geben evtl. das bisschen Kontakt, was die Maschinchen am Laufen hält. Bei mir kommt es jedenfalls nie zu Strom-Problemen im Bereich des Herzstücks. Die Radlenker erzeuge ich übrigens nach der von Jens beschriebenen Methode.




Das fertige Herzstück nach fiNescale Norm – hier noch vor dem Veräubern der Lötstellen.




Die gleiche Weiche, provisorisch eingeschottert – die Löcher für die Elektro-Anschlüsse stören noch erheblich, da der Schotter ungeklebt eben noch hindurch rieselt-.... Rein optisch gibt es für mich aber nicht viel auszusetzen. Funktionell ist auf jeden Fall alles in Ordnung: Loks und auch sehr leichte Wagen (unbedingt probieren!!) fahren ohne Probleme über die so umgebauten Weichen.





Abschliessend kann noch der Verschluss optimiert werden. Der Abstand der Flügelschiene zur Backenschiene ist deutlich zu gross. Der prinzipielle Aufbau des Verschlusses ist folgendermassen:





Die Flügelschienen haben eine Öse durch die ein Messing-Stäbchen gezogen wird. Sowohl ausserhalb als auch zwischen den Flügelschienen wird das Stäbchen durch ein Stück Isolierschlauch gezogen, mit dem der Abstand und die Lage sehr einfach bestimmt wird. Um den Abstand zu vergrössern kann man nun einfach das mittlere Stück durch ein breiteres ersetzen.




Alternativ wird das mittlere durch zwei kleinere ersetzt, die an die Flügelschienen rangeschoben und dann verklebt werden. Dann sieht der Verschluss schon fasst wie die Nachbildung eines Spitzenverschluss aus, da das verbleibende sichtbare Messingstäbchen recht dünn ist.

Diese Art Verstellmechanismus ist sicher auch interessant für den „üblichen“ Weg, die Weichen nach Anleitung von Jens zu löten. Fragt sich nur, wie die Blech-Ösen an die Flügelschienen kommen...






Etwas Sorgen hatte ich dann aber doch mit der in Wasserburg liegenden Dreiweg-Weiche – unbegründet, wie sich hinterher herausstellte. Der Umbau funktioniert genauso, man sollte sich vorher nur irgendwo die Lage der Schienen aufzeichnen. Das Bild zeigt die fast fertige Weiche noch ohne Radlenker. Selbst ohne diese bewegen sich Fahrzeuge ohne grosse Probleme darüber... – das beste Zeichen dafür, dass man sauber gearbeitet hat.




Allgemeine Anmerkungen zum Material und zur Verarbeitung


Auf Holz vulkanisiertes Metall hat natürlich nicht die gleiche Stabilität wie eine gelötete Version à la Jens aber für den „Hausgebrauch“ reicht es i.d.R. aus – es sollen ja auch keine Kleinkinder daran herumwerkeln.


Trotzdem sind einige eigene Erfahrungen und Hinweise von anderen beim Umbau hilfreich, um den Materialmix zu beherrschen:


Herr Haubrich verriet mir, dass ein versehentliches Lösen mit einem mässig temperierten Lötkolben repariert werden kann. Dieser Hinweis half bei vielen Unfällen während des Baus, wird aber auch sonst für kleinere Reparaturen benötigt. Ausrichten, drücken, kurz anwärmen – fertig! Das klappt natürlich NICHT beliebig oft.

Wenn die Haftung nicht mehr ausreicht hilft natürlich immer der Zwei-Komponenten Kleber (ich benutze den von Pattex). Achtung: Immer nur kleine Stücke verkleben, rechtzeitig überflüssigen Kleber beseitigen und nie an zwei „Baustellen“ zur gleichen Zeit arbeiten – das Abbinden kommt immer wieder schnell und überraschend und dann konzentriert man sich lieber auf nur ein kleines Stück. Dieses Kleben hält übrigens „bombenfest“.

Hat man sich einmal mit dem Zweikomponenten-Kleber „verklebt“, ist nicht alles gleich verloren. Der Lötkolben hilft auch hier, die Verklebung zu LÖSEN – allerdings muss dann neu verklebt werden, nachdem evtl. gereinigt wurde. Nicht einfach abreissen, das kann zu grösseren oder sogar irreparablen Zerstörungen führen!

In der Anleitung von Herrn Haubrich heisst es, man solle die Schienenstösse miteinander für den Stromfluss verlöten. Ich gebe jeder einzelnen Schiene Stromanschluss von unten und verzichte auf das Verlöten. Das ist etwas aufwändiger aber VIEL sicherer. Die kleinen Lötstellen brechen nämlich leicht (Kork als Untergrund gibt nach und man drückt für viele Gelegenheiten mal unbedacht auf die Schienen...) und dann hat man schnell mal wieder einen stromlosen Abschnitt... Ausserdem sind die Lötstellen nicht so einfach mit Farbe zu kaschieren.


Nach etwas Übung braucht der Umbau nun etwa 90 Minuten pro Weiche. Das ist recht akzeptabel. Trotzdem sollte man auch Gründe haben, warum man diesen Weg wählt, denn:


Man bekommt von Haubrich auch direkt fiNescale Weichen – jedenfalls weiss ich das heute...:-)

Die Langzeit-Stabilität ist vermutlich geringer als bei gelöteten Schienen – das ist allerdings kein grosser Nachteil für die „stationäre“ Heimanlage

Der Übergang zu anderen Schienen wie z.B. zu den selbst gelöteten von Jens ist nur an „dunklen Stellen“ möglich, da der Gesamtaufbau von JHM Weichen ein paar Zehntel geringer in der Höhe ausfällt. Den eigentlich problemlosen Ausgleich würde man aber trotzdem wahrnehmen, wenn er im sichtbaren Bereich ausgeführt wird.

Der Preis verbunden mit dem Risiko zu gross ist (auch wenn der Preis sonst sehr angemessen ist)

Es gibt nur 1:7.5 Weichen, allerdings auch Dreiweg und DKW. In meinem Fall waren aber gerade diese notwendig, also nur eine Einschränkung und kein Nachteil.


Fragen leitet Jens Emmermann weiter ( Kontaktseite). Viel Erfolg beim Nachbau!