Drei Radsätze mit unterschiedlichen Breiten:
1:160 - 1,3mm Radbreite (Finescale N) - NEM Radsatz
"richtige" Räder stehen auch N Fahrzeugen gut !
Foto und Modelle: Stefan Loebisch
Vom Lokbau herkommend, habe ich mich lange auch nicht getraut, an den
Rädern etwas zu verändern. Durch die Lokumbauten waren zunächst
ein paar Radsätze über. Mit diesen konnte man gefahrlos experimentieren.
Zunächst wurde die Spurkranzhöhe auf 0,5mm reduziert. Da ich
keine Drehbank habe, wurde kurzer Hand ein Rad von der Achse abgezogen
und das andere Rad auf der Achse in einer kleinen Bohrmaschine eingespannt.
Mit diversen Feilen und Schleifsteinen wurde zunächst dem Spurkranz
eine neue Gestalt verpaßt. Zwar sieht ein Rad mit niedrigem Spurkranz
von der Seite schon erheblich besser aus, aber nun kommt die ganze Radbreite
erst richtig zur Geltung ( besonders bei kleinen Rädern ). Es sollte
nun die Radbreite reduziert werden.
Im Folgendem sollen hauptsächlich die schwieriger zu bearbeitenden
Speichenräder behandelt werden.
Um einen guten Rundlauf des Rades zu garantieren, hielt ich zunächst
ein Lösen des Radreifens für problematisch.
Deshalb wurde der Spurkranz mit einer Trennscheibe radial abgetrennt
und wieder an die Lauffläche von hinten angelötet. Richtig !:Angelötet
... dieses ist eine heiße Geschichte, die bei den hauchdünnen
Kunststoffspeichen viel Gefühl erfordert. So bin ich zu 1,7mm breiten
Räder gekommen. Da weder Radbreite noch das Verfahren vollkommen befriedigten,
wurde die Radbreite auf 1,3mm reduziert und der Spurkranz etwas anders,
aber noch immer durch Löten befestigt. Bei dieser Radbreite stellte
sich nun endlich der Vorbildeindruck ein. Die Spurkranzhöhe wählt
man je nach Fahrwerk von etwa 0,5 bis 0,3 mm.
Mit ähnlichen Radabmessungen wird, insbesondere in England bei
der 2mm Association, schon Jahrzehnte erfolgreich Betrieb gemacht. Dieses
sogar mit sehr viel Eigenbau. Warum soll das nicht auch in Deutschland
funktionieren?
Da sich beim Löten hin und wieder Radstern und Radreifen doch
trennten und mit Sekundenkleber wieder verbunden werden mußten, zeigte
sich so ein neuer Weg. Außerdem verbesserte das Lötzinn nicht
gerade die Kontakteigenschaften der Räder.
Der neue Weg zu schmalen Rädern ( <= 1,3 mm )sieht so aus:
1. Rad zerlegen.
Durch Fräsen wird die Verbindung zwischen Radstern und Radreifen
innen geschwächt.
Hierbei wird auf der Innenseite etwas 1mm tief der Kunststoff bis auf
den Radreifen entfernt.
Bei „neuen" Räder ist dieses oft nur ein Ring. Bei „Alten" sind
die Speichen zu „halbieren" (Danach sind bei „alten" Rädern die Speichenzwischenräume
mit einem Messer zu säubern.... darum sollte man möglichst „Neue"
umarbeiten )
Nun läßt sich der Radstern am Gegengewicht heraus drücken
und einzeln bearbeiten.
2. Der Radstern wird nun auf eine Breite von ca. 1,3 - 1,5 mm ( Plan
umlaufend - gerade Innen-/Rückseite ) gebracht.
3. In den Radstern wird innen eine umlaufende Fase und mittig eine
Rille gefräst. Eine Rille wird auch innen in den Radreifen gefräst.
Diese Fräsungen müssen nicht sehr exakt sein. Mit einem kleinen
Schleifstift wird die Innenfläche des Radreifens gegebenen Falles
geglättet. Der Radstern wird am Umfang so bearbeitet, daß er
noch einen Klemmsitz im Radreifen hat.
4. Nun wird der Radreifen wieder auf den Radstern aufgezogen und möglichst
exakt ausgerichtet. Hierbei steht der Radreifen nach außen über
und ist auf der Innenseite bündig.
5. Die Rille auf der Innenseite wird mit Dünnflüssigen Sekundenkleber
vergossen. Beim Vergießen mit Sekundenkleber bildet dieser nun eine
formschlüssige Verbindung. Selbst wenn die Haftung zum Radreifen oder
zum Radstern verloren geht, so gibt der Formschluß mit den Rillen
noch Halt.
6. In der Bohrmaschinendrehbank erhält das Rad nun noch seine
endgültige Form. Der nach außen überstehende Radreifen
muß gegen Ende sehr sorgfältig bearbeitet werden, damit man
die Oberfläche der Speichen und Gegengewichte nicht beschädigt.
7. Mit einer Polierscheibe kann man die Oberfläche des Radreifen
nach dem Bearbeiten gut glätten.
Als „Drehstahl" kann man auch eine zweite Minibohrmaschine nutzen, in
der man einen Fräser oder eine Diamanttrennscheibe in Gegendrehrichtung
betreibt.
Folgende Punkte sind noch wichtig:
- zum Einspannen der Achsen sollte man nur solche Bohrfutter verwenden,
die gut rund laufen. Einfach einmal eine Achse einspannen und langsam drehen
lassen, hierbei sollte das Ende der Achse nicht hin und her wandern.
- Wer „freihändig" arbeitet, sollte seine Hände auf einer
hellen Unterlage abstützen. Eine Halterrung kann die Bohrmaschine
fast zu einer richtigen Drehbank machen.
- oft genug messen
- besonders gut lassen sich viele neue Räder bearbeiten, deren
Speichentiefe bereits 1,3mm beträgt.
Was macht man nun mit so feinen Rädern ? Ab in die Vitrine ?
Das ist nur eine Möglichkeit. Feinen Räder bieten die Möglichkeit
das gesamte Lokfahrwerk zu verfeinern. Eine N-Lok mit Barrenrahmen ist
auch etwas schönes.
Auf dem Standartgleis kann man mit 1,3mm breiten Rädern und einem
etwas größerem Innenmaß ( 7,8mm anstelle von 7,4mm ) durch
aus noch sicher fahren, leider sind viele Industrieweichen zu ungenau gearbeitet,
bzw. diese nutzen den Spielraum der klobigen Radsätze voll aus.
Da ein Fahren mit 1,3mm Rädern auf dem Standardgleis keine „ganz
saubere" Lösung ist, führte die saubere Geometrielösung
zu einem neuen und feineren Gleissystem: Finescale N. Hauptkennzeichen
dieses Systems ist das Rillenmaß mit 0,5mm. Weichen sehen damit sehr
vorbildgerecht aus. Außerdem ermöglicht dieses Gleissystem auch
den Einsatz von N-pur Radsätzen ( maßstäbliche ). Dieses
ist geometrisch wiederum keine ganz saubere Lösung, aber die genauen
Finescale Weichen tolerieren den Einsatz.
Finescaleweichen schließen aber den Einsatz von unbearbeiteten
Fahrzeugen aus. Finescalefahrzeuge sind auf „normalen" Weichen auch nicht
mehr sicher einzusetzen. Der bessere optische Eindruck von Finescale ist
aber das, was zählt! Bei Finescale geht es nicht um Masse sondern
um Klasse. Ich werde auch nicht alle meine Fahrzeuge auf Finescale „umspuren",
sondern nur die guten Sachen, die thematisch zu meinen Modulen passen.
Die „Finescale N Idee" steht in Deutschland zwar erst am Anfang, aber
nur sie bietet die Möglichkeit Eisenbahn umfassend auf hohem Niveau
zu realisieren.
So kann man es auch machen ->eine englische
Arbeitsanleitung zur Radbearbeitung von H.Oversloot
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