Voll abgedreht.
Eine neue Dimension für die N- Bahn. Und wie erstelle ich mir feinere Räder ohne Drehbank.


9.02.2003
 
 
 

Drei Radsätze mit unterschiedlichen Breiten:
1:160 - 1,3mm Radbreite (Finescale N) - NEM Radsatz
"richtige" Räder stehen auch N Fahrzeugen gut !
Foto und Modelle: Stefan Loebisch


Für viele taugt die N Bahn nur dazu, um auf kleinstem Raum noch lange Züge fahren zu lassen. Für richtig ernsthaften Modellbau muß es dann schon H0 oder größer sein. Denn wer die N Bahn von Nahem betrachtet, stellt schnell fest, es gibt zwar feinste Beschriftungen, aber das Gleis ist zu grob, die Räder sind klobig, die Kupplung könnte feiner sein ... kurz: Unterhalb des Gehäuses geht es ziemlich grob zu.
Dabei bietet der Maßstab 1:160 gerade die Chance auf ganzer Breite sehr maßstäblich zu bauen. Und daß einige kleine Details aufgrund ihrer kleinen Größe entfallen können, macht es erst möglich ein hohes Niveau auf gesamter Breite zu realisieren.
Für das Gleisproblem gibt ein Schienenprofil mit einer Höhe von 1mm ( Code 40 von Railcraft). Dieses wird von guten Händlern aus Amerika importiert.( Das Standardprofil hat hingegen eine Höhe von 2 mm , wer hat schon einmal 32 cm hohe Schienen beim Vorbild gesehen ? ).
Außerdem kann man in N vorbildgerechte Gleisbögen verlegen, wenn man sich mit einer geringeren und Vorbild gerechteren Gleisdichte zufrieden gibt.
Auf den Gleisbau soll hier an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden. Bleiben die Fahrwerke der Fahrzeuge. Hier haben die Räder eine Schlüsselposition.
Beim Umrechnen der Radbreite stellt man sehr schnell fest, daß hier ein recht großes Mißverhältnis zwischen Vorbild und Modell besteht. Die ca. 2 mm des Standardradsatzes ergeben hier 32cm Radbreite. Beim Vorbild sind es in der Regel 13,5 cm. Umgerechnet sind das etwa 0,85 mm. Der Spurkranz ist umgerechnet etwa 0,2mm hoch.
Hier stellt sich natürlich die Frage: Läßt sich so etwas realisieren und fährt das dann noch ? Um diese Frage zu beantworten habe ich zunächst ein Speichenradsatz mit einem Radstern aus Kunststoff auf die Vorbildmaße gebracht und getestet. Hier die Ergebnisse:
1. Ein Industrieradsatz ist als „Rohling" zu gebrauchen.
2. Die nötige Festigkeit ist gegeben.
3. Ein solcher Radsatz kann noch im Gleis führen.
4. Es werden etwas höhere Anforderungen an Gleis und Fahrwerk gestellt als beim Standardradsatz.
5. 0,2 mm zum Bearbeiten liegt gerade noch im Grenzbereich von Hobbywerkzeugen.
Dieses bedeutet, solche maßstäblichen Radsätze sind zwar möglich, aber nur bedingt für einen praxisnahen Betrieb geeignet.

Vom Lokbau herkommend, habe ich mich lange auch nicht getraut, an den Rädern etwas zu verändern. Durch die Lokumbauten waren zunächst ein paar Radsätze über. Mit diesen konnte man gefahrlos experimentieren. Zunächst wurde die Spurkranzhöhe auf 0,5mm reduziert. Da ich keine Drehbank habe, wurde kurzer Hand ein Rad von der Achse abgezogen und das andere Rad auf der Achse in einer kleinen Bohrmaschine eingespannt. Mit diversen Feilen und Schleifsteinen wurde zunächst dem Spurkranz eine neue Gestalt verpaßt. Zwar sieht ein Rad mit niedrigem Spurkranz von der Seite schon erheblich besser aus, aber nun kommt die ganze Radbreite erst richtig zur Geltung ( besonders bei kleinen Rädern ). Es sollte nun die Radbreite reduziert werden.
Im Folgendem sollen hauptsächlich die schwieriger zu bearbeitenden Speichenräder behandelt werden.
Um einen guten Rundlauf des Rades zu garantieren, hielt ich zunächst ein Lösen des Radreifens für problematisch.
Deshalb wurde der Spurkranz mit einer Trennscheibe radial abgetrennt und wieder an die Lauffläche von hinten angelötet. Richtig !:Angelötet ... dieses ist eine heiße Geschichte, die bei den hauchdünnen Kunststoffspeichen viel Gefühl erfordert. So bin ich zu 1,7mm breiten Räder gekommen. Da weder Radbreite noch das Verfahren vollkommen befriedigten, wurde die Radbreite auf 1,3mm reduziert und der Spurkranz etwas anders, aber noch immer durch Löten befestigt. Bei dieser Radbreite stellte sich nun endlich der Vorbildeindruck ein. Die Spurkranzhöhe wählt man je nach Fahrwerk von etwa 0,5 bis 0,3 mm.
Mit ähnlichen Radabmessungen wird, insbesondere in England bei der 2mm Association, schon Jahrzehnte erfolgreich Betrieb gemacht. Dieses sogar mit sehr viel Eigenbau. Warum soll das nicht auch in Deutschland funktionieren?
Da sich beim Löten hin und wieder Radstern und Radreifen doch trennten und mit Sekundenkleber wieder verbunden werden mußten, zeigte sich so ein neuer Weg. Außerdem verbesserte das Lötzinn nicht gerade die Kontakteigenschaften der Räder.
Der neue Weg zu schmalen Rädern ( <= 1,3 mm )sieht so aus:
1. Rad zerlegen.
Durch Fräsen wird die Verbindung zwischen Radstern und Radreifen innen geschwächt.
Hierbei wird auf der Innenseite etwas 1mm tief der Kunststoff bis auf den Radreifen entfernt.
Bei „neuen" Räder ist dieses oft nur ein Ring. Bei „Alten" sind die Speichen zu „halbieren" (Danach sind bei „alten" Rädern die Speichenzwischenräume mit einem Messer zu säubern.... darum sollte man möglichst „Neue" umarbeiten )
Nun läßt sich der Radstern am Gegengewicht heraus drücken und einzeln bearbeiten.
2. Der Radstern wird nun auf eine Breite von ca. 1,3 - 1,5 mm ( Plan umlaufend - gerade Innen-/Rückseite ) gebracht.
3. In den Radstern wird innen eine umlaufende Fase und mittig eine Rille gefräst. Eine Rille wird auch innen in den Radreifen gefräst. Diese Fräsungen müssen nicht sehr exakt sein. Mit einem kleinen Schleifstift wird die Innenfläche des Radreifens gegebenen Falles geglättet. Der Radstern wird am Umfang so bearbeitet, daß er noch einen Klemmsitz im Radreifen hat.
4. Nun wird der Radreifen wieder auf den Radstern aufgezogen und möglichst exakt ausgerichtet. Hierbei steht der Radreifen nach außen über und ist auf der Innenseite bündig.
5. Die Rille auf der Innenseite wird mit Dünnflüssigen Sekundenkleber vergossen. Beim Vergießen mit Sekundenkleber bildet dieser nun eine formschlüssige Verbindung. Selbst wenn die Haftung zum Radreifen oder zum Radstern verloren geht, so gibt der Formschluß mit den Rillen noch Halt.
6. In der Bohrmaschinendrehbank erhält das Rad nun noch seine endgültige Form. Der nach außen überstehende Radreifen muß gegen Ende sehr sorgfältig bearbeitet werden, damit man die Oberfläche der Speichen und Gegengewichte nicht beschädigt.
7. Mit einer Polierscheibe kann man die Oberfläche des Radreifen nach dem Bearbeiten gut glätten.

Als „Drehstahl" kann man auch eine zweite Minibohrmaschine nutzen, in der man einen Fräser oder eine Diamanttrennscheibe in Gegendrehrichtung betreibt.
Folgende Punkte sind noch wichtig:
- zum Einspannen der Achsen sollte man nur solche Bohrfutter verwenden, die gut rund laufen. Einfach einmal eine Achse einspannen und langsam drehen lassen, hierbei sollte das Ende der Achse nicht hin und her wandern.
- Wer „freihändig" arbeitet, sollte seine Hände auf einer hellen Unterlage abstützen. Eine Halterrung kann die Bohrmaschine fast zu einer richtigen Drehbank machen.
- oft genug messen
- besonders gut lassen sich viele neue Räder bearbeiten, deren Speichentiefe bereits 1,3mm beträgt.

Was macht man nun mit so feinen Rädern ? Ab in die Vitrine ?

Das ist nur eine Möglichkeit. Feinen Räder bieten die Möglichkeit das gesamte Lokfahrwerk zu verfeinern. Eine N-Lok mit Barrenrahmen ist auch etwas schönes.
Auf dem Standartgleis kann man mit 1,3mm breiten Rädern und einem etwas größerem Innenmaß ( 7,8mm anstelle von 7,4mm ) durch aus noch sicher fahren, leider sind viele Industrieweichen zu ungenau gearbeitet, bzw. diese nutzen den Spielraum der klobigen Radsätze voll aus.
Da ein Fahren mit 1,3mm Rädern auf dem Standardgleis keine „ganz saubere" Lösung ist, führte die saubere Geometrielösung zu einem neuen und feineren Gleissystem: Finescale N. Hauptkennzeichen dieses Systems ist das Rillenmaß mit 0,5mm. Weichen sehen damit sehr vorbildgerecht aus. Außerdem ermöglicht dieses Gleissystem auch den Einsatz von N-pur Radsätzen ( maßstäbliche ). Dieses ist geometrisch wiederum keine ganz saubere Lösung, aber die genauen Finescale Weichen tolerieren den Einsatz.
Finescaleweichen schließen aber den Einsatz von unbearbeiteten Fahrzeugen aus. Finescalefahrzeuge sind auf „normalen" Weichen auch nicht mehr sicher einzusetzen. Der bessere optische Eindruck von Finescale ist aber das, was zählt! Bei Finescale geht es nicht um Masse sondern um Klasse. Ich werde auch nicht alle meine Fahrzeuge auf Finescale „umspuren", sondern nur die guten Sachen, die thematisch zu meinen Modulen passen.
Die „Finescale N Idee" steht in Deutschland zwar erst am Anfang, aber nur sie bietet die Möglichkeit Eisenbahn umfassend auf hohem Niveau zu realisieren.
 

So kann man es auch machen ->eine englische Arbeitsanleitung zur Radbearbeitung von H.Oversloot


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